FV 08 Rottweil

Geschichte

Geschichte

Im folgenden können Sie die inzwischen über hundertjährige Geschichte des FV 08 Rottweil nachlesen. Naturgemäß erheben die folgenden Artikel keinen Anspruch auf Vollständigkeit; es sind nur die wichtigsten Passagen aus der Vergangenheit erwähnt.

Die Anfangsphase

Am 3 Juni 1908 war es soweit. Im Nebenzimmer des Gasthauses „Pflug-Stadt“ trafen sich auf Initiative von Wilhelm Krautwasser die Gründungsmitglieder Otto Hertlein, Eugen Lessing, Wilhelm Straub, Josef Link, Karl Rieder, Oskar Wehrle und Ludwig Zink mit dem Initiator zur Gründung der „Fußballgesellschaft 1908 Rottweil“. Wilhelm Krautwasser wurde zum ersten Vorsitzenden des neugegründeten Vereins gewählt.

Was sich heute so normal anhört, war damals durchaus nicht selbstverständlich. Es gehörte ein gerüttelt Maß an Zivilcourage dazu, ausgerechnet in Turnvater-Jahn-Zeiten einen Fußballclub zu gründen, stammt doch wahrscheinlich aus dieser Zeit der Spruch „Fußballer und Landstreicher in den letzten Wagen“.
 
Trotz aller Ablehnung in der breiten Öffentlichkeit hatten die Rottweiler bereits im folgenden Oktober eine komplette Mannschaft zusammen, um in Villingen den ersten Freundschafts-vergleich zu starten. Mit der Aufstellung Straub, Krautwasser, Roos, Mönch, Link, Ruckgaber, Mauthe, Dürr, Minzenmay, Denner und Riethmüller wurde zur Überraschung Aller mit 2:1 gewonnen.
 
Viel wichtiger als dieses erste Erfolgserlebnis war die Erkenntnis der Vereinsführung, dass nur die Gründung einer Jugendabteilung den nachhaltigen Fortbestand des Vereins sichern wird. Wichtig war natürlich auch die Kassenlage, der Verein umfasste damals gerade mal 32 Mitglieder. Im ersten dokumentierten Kassenbericht stand ein Guthaben von 9,99 einem Schuldenstand von 24,94 gegenüber, und das alles in Reichsmark. Dieses Minus war natürlich zum größten Teil der Tatsache geschuldet, dass der Verein bei Spielen keine Eintrittsgelder verlangte, aus Angst, dadurch die Öffentlichkeit noch mehr zu verprellen. Eintrittsgelder wurden zum ersten Mal beim Vereinssportfest am 24. Juli 1910 erhoben.
 
Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges kann von einem geregelten Spielbetrieb nicht gesprochen werden; zwischen 1914 und 1918 kam er ganz zum erliegen.
 
Am 2.Mai 1919 gelang es dem damaligen 1. Vorsitzenden Mönch (heute Ehrenvorsitzender), den Zusammenschluss der Fußballgesellschaft 08 Rottweil und der Germania Rottweil zu realisieren. Der Nachfolgeverein in seiner heutigen Form, der FV 08 Rottweil war geboren.

Konsolidierung und Expansion

Kurz darauf ging es mit dem FV 08 steil bergauf. Eine Leichtathletik-Abteilung wurde gegründet und schon Anfang der zwanziger Jahre nannte der FV 08 vier Aktiven- und drei Jugendmannschaften sein eigen. Der Verein zählte inzwischen 283 Mitglieder und beim 15-jährigen Jubiläum zog das Jugendspiel FV 08 Rottweil gegen die Stuttgarter Kickers sage und schreibe über 1000 Zuschauer an. Nebenbei: der Verein war inzwischen schuldenfrei und wies sogar einen Kassenbestand von 100 Reichsmark auf. Die Rottweiler waren Millionäre!

Der erste große Erfolg war die Gaumeisterschaft 1927/28, der seit 22 Jahren ersehnte Aufstieg in die Kreisliga wurde 1929/30 realisiert. Eine Neueinteilung der Klassen verhinderte, dass der FV 08 in der Folgesaison als Tabellenletzter abstieg; in der neu geschaffenen Bezirksklasse hielten die Rottweiler in den Folgejahren Mittelplätze. Gespielt wurde damals auf dem Sportplatz Breite, wo am 16. Februar 1936 ein legendäres Spiel stattfand. In der Entscheidung gegen den Abstieg sahen wiederum über 1000 Zuschauer den 1:0-Sieg der Rottweiler.
 
Der mehr oder weniger reguläre Spielbetrieb wurde, trotz des Krieges, bis 1942 durchgehalten, bevor sich die Kriegsauswirkungen auch hier zeigten und der Spielbetrieb eingestellt werden musste.

Neuanfang

Nach dem 2. Weltkrieg war der FV 08 Rottweil zunächst ein Teil des Großsportvereines Rottweil (Erlass der französischen Militärregierung, wonach Sport treibende Vereine zusammengefasst werden mussten). Am 15. Mai 1950 kam es dann zu der Wiedergründung des FV 08 Rottweil, der ein gewaltiger Aufschwung in sportlicher Hinsicht folgte.
 
Unter der Federführung des Spielausschuss-Vorsitzenden Heinrich Merz konnten die 08-er Meister der A-Klasse werden und absolvierten die fälligen Aufstiegsspiele ungeschlagen. Mit dem damit verbundenen Aufstieg in die 2. Amateurliga wurde der Vereinsagenda ein weiterer Höhepunkt hinzugefügt.
 
In den folgenden Jahren hatten die Rottweiler immer wieder, teilweise nur knapp, den Abstieg verhindert, bis es in der Saison 1955/56 soweit war. Der FV 08 Rottweil musste nach 5-jähriger Zugehörigkeit zur zweiten Amateurliga den Weg zurück in die A-Klasse antreten. Kein Beinbruch, da der sofortige Wiederaufstieg in der Folgesaison gelang.
 
Viel bitterer war, dass ausgerechnet im Jubiläumsjahr 1958 wieder die Pille „Abstieg“ geschluckt werden musste. In dieselbe Saison fiel aber auch der bisher gösste Erfolg der Jugendarbeit: die Rottweiler A-Jugendlichen stießen in den Kreis der acht besten Mannschaften des WFV vor; konnten auf zahlreiche Auswahlberufungen stolz sein und hatten mit Klaus Dieter Sieloff einen zukünftigen Nationalspieler in ihren Reihen . Daher konnte der FV 08, trotz des Abstieges der 1. Mannschaft, durchaus optimistisch auf die nächsten 50 Jahre blicken.

Absturz

Es kam jedoch ganz anders.
 
In den 60-er-Jahren sah alles noch sehr gut aus. Die 1. Mannschaft gehörte zur den prägenden Teams der damaligen 2. Amateurliga und besaß eine hohe Spielkultur. Die damaligen Spieler wie die Trempecks, Schneider, Plonka und viele Andere demonstrierten einen technisch hochstehenden und erfolgreichen Fußball. Aber schon ab Mitte der 60-er wurde es zunehmend schwieriger, gute Jugendarbeit zu leisten. Der damalige Vorstand Albert Huber bezeichnete gleichermaßen mangelndes Interesse der Jugendlichen, die ungenügende Ausstattung an Trainern und Betreuern und die schwierige Sportplatzfrage als Ursachen der Krise im Jugendbereich.
 
Mit zeitlicher Verzögerung auf die Reduzierung der Jugendarbeit folgte dann Mitte der 70-er-Jahre auch der schleichende sportliche Abschwung bei den Aktiven, der 1975 mit dem Abstieg in die A-Klasse (heute Bezirksliga) dokumentiert wurde. Wer nun glaubte, der Tiefpunkt sei erreicht, sah sich getäuscht. Ausgerechnet 1983, im Jahr des 75-jährigen Vereinsjubiläums, musste der bittere Gang in die Kreisliga B, damals die unterste Klasse. angetreten werden. Dass es auch ansonsten im Vereinsgebälk kräftig knirschte, war daran abzulesen, dass im selben Herbst 17 AH-Spieler den Verein verließen.
 
Aber bereits in diesen sportlich schlimmen Jahren wurde durch eine intensivere und auch qualitativ verbesserte Nachwuchsarbeit der Grundstein für einen nachhaltigen Aufstieg in sportlicher Hinsicht gelegt. Diese Jugendarbeit brachte dann Spieler wie Mike Wutta, Angelo Catrigiovanni, Franco de Franceschi, Jakob Späth, Lolli Müller und viele Andere hervor, die als Korsettstangen der 1. Mannschaft einen lange anhaltenden Aufschwung einleiteten. Auch an den Vereinsstrukturen wurde intensiv gearbeitet, um auch diese Seite in Zukunft freundlicher zu gestalten.

Nachhaltigkeit

Nachdem der FV 08 Rottweil 6 Jahre in den untersten Klassen weit von seiner ehemaligen Bedeutung und noch weiter von seinem eigenen Selbstverständnis entfernt war, gelang endlich 1989 der lang ersehnte Wiederaufstieg in die Bezirksklasse. Der Abstiegsschock 1993 wurde mit dem sofortigen Wiederaufstieg vergessen.
 
Der Aufstieg in die Landesliga 1997 wurde nach 3-jähriger Zugehörigkeit mit dem Aufstieg in die Verbandsliga getoppt. In sportlicher Hinsicht war der FV 08 auf dem Höhepunkt angekommen. Ein wesentlicher Anteil, wenn nicht der Entscheidende, an diesem Höhenflug war die Verpflichtung von Trainer Rainer Scheu durch den Vorstand um Horst Blickle. Die fruchtbare Zusammenarbeit des FV 08 und Rainer Scheu währte 8 Jahre; im Trainergeschäft fast eine Ewigkeit.
 
In diese Zeit der sportlichen Erfolge passten auch andere, möglicherweise wichtigere Aktivitäten. Im Jahr 1997 die Gründung einer Frauenabteilung (inzwischen 2 Frauen- und 3 Juniorinnen-Mannschaften), am 13.03.1999 die Gründung des Fördervereins „FV 08 Sportstätten e.V.“ um den 1. Vorsitzenden Peter Beyerle und die Grundsteinlegung des Vereinsheimes (heute Stadiongaststätte) durch Oberbürgermeister Dr. Michael Arnold am 09.04.2000.
 
Die Jahre im neuen Jahrtausend sind geprägt von insgesamt vier Jahren Verbandsliga, aber auch von einer Zäsur Ende der Saison 2006/07. Nach dieser Saison musste die sportliche Leitung die Mannschaft fast komplett umbauen. Man setzte vor allem auf junge Talente, die sich überwiegend aus der eigenen Nachwuchsarbeit rekrutierten. Was zunächst als hohes Risiko eingeschätzt wurde, hat sich inzwischen als richtig erwiesen.